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Karstadt Dortmund

Die zweite gute Nachricht in Sachen Karstadt Galeria Kaufhof: Nach der Rettung des Karstadt-Haupthauses mit aktuell 256 Beschäftigten ist jetzt auch der Bestand des Karstadt Sporthauses gesichert. Der Betriebsrat wurde am Mittwoch informiert, auch die Mietverträge mit Dreier Immobilien sind (wieder) in trockenen Tüchern. Am Freitagmorgen werden die verbliebenen 48 Beschäftigten offiziell informiert, wie es für sie weiter geht. Nur für die Beschäftigten des früheren Kaufhof gibt es keine wirklich guten Nachrichten.

Das spiegelte sich auch in den Gesichtern der Betriebsräte der drei Standorte wider: Während Joffrey Kallweit (Karstadt Stammhaus) und Monika Schulz (Karstadt Sport) strahlten und sich für die Unterstützung bedankten, versuchte Kaufhof-Betriebsrätin Martina Regens die Fassung zu bewahren. Sie dankte zwar auch den unterschiedlichen Akteuren, die gemeinschaftlich versucht hatten, die Schließung aller drei Standorte abzuwenden.  ___STEADY_PAYWALL___

Wirtschaft

Bei zwei von drei Häusern ist das gelungen und der größte Teil der Arbeitsplätze wurde gerettet. Damit steht Dortmund besser da als die meisten von Schließungen betroffenen Städte. Der gemeinsame Einsatz für den Erhalt hat sich – so das einhellige Votum – gelohnt. Die seit Jahren geübte Praxis der Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren hat sich bewährt, nachdem man die anfängliche Schockstarre überwunden habe, so Ulf Wollrath (IHK).

Galeria Karstadt Kaufhof: Welchen Filialen Nun Das Aus Droht

„Wir von ver.di freuen uns, dass auch die leidige Hängepartie bei Karstadt Sport beendet ist. Wir hatten drei Baustellen, zwei sind abgearbeitet“, macht Karsten Rupprecht (ver.di) deutlich. Nun gehe es mit Kaufhof an die dritte Baustelle. „Auch da sieht man, die gemeinsame Handschrift setzt sich fort.“ 

Diese Linie verdiene Respekt und Anerkennung: „Bereits vor der ersten Sitzung des Runden Tischs hat Thomas Westphal betont,  dass sich die Stadt für den Erhalt aller drei Standorte einsetzen wird. Das war außergewöhnlich. Es gab auch andere Städte, die reflexartig über Nachnutzung nachgedacht haben“, betont der Gewerkschaftssekretär. „Als Dortmunder hat es mich stolz gemacht, dass wir erst mal auf den Erhalt der Arbeitsplätze und Standorte schauen.“

Doch bei allen Bemühungen: der Kaufhof als solches ist offenbar nicht zu retten. Daher sind die Akteure nun bemüht, einen Leerstand zu vermeiden, Schadensbegrenzung zu betreiben und für den wichtigen City-Standort Optimismus zu versprühen. Gemeinsam mit IHK, Handelsverband, Cityring und der Gewerkschaft ver.di verkündeten OB Ullrich Sierau und Wirtschaftsförderer Thomas Westphal eine mögliche neue Nutzung für den Kaufhof-Standort.

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Eine große Herausforderung: Die neue Nutzung muss mit dem Saturn vereinbar sein, der sich das Gebäude mit dem Kaufhof teilt. Der Standort von Saturn soll auf jeden Fall erhalten bleiben – als Frequenzbringer für die etwaige Nutzung wie die City insgesamt.

In „konstruktiven Gesprächen“ mit der Signa-Gruppe – sie ist Eigentümerin der Immobilie – will man mindestens ein neues Übergangsformat für die prominente 1A-Lage am Westenhellweg entwickeln. Dazu gibt es interessante Pläne und Gedankenspiele, wie der Standort künftig genutzt werden kann. Eigentümer und Stadt haben sich auf „gemeinsame Entwicklungslinien“ verständigt.

Denn allen Beteiligten ist klar: Einen (längerfristigen) Leerstand darf es nicht geben. Daher überlegt man an neuen Nutzungsformaten, die auch temporäre Nutzungen für Kunst, Kultur und Unterhaltung beinhalten sollen. Zumindest im kleinen Rahmen hat man damit bei Leerständen in Ladenlokalen in den Vororten gute Erfahrungen gesammelt – beispielsweise durch Ausstellungen, Lesungen und gemeinnützige Nutzungen.

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Doch der erklärte Wille ist hier, ein gänzlich neues Format mit Strahlkraft zu entwickeln. Denn nicht erst seit Corona hat der stationäre Einzelhandel zu kämpfen. Daher braucht es neue Präsentations- und Verkaufsformen, die auch einen Erlebnischarakter bieten. Ziel soll sein, „Innovationen am Standort auszuprobieren“, betonte der scheidende OB. Doch wie das aussehen könnte, wolle man gemeinsam entwickeln und wird auch Thema in der nächsten City-Runde. 

Nach

Auch eine Machbarkeitsstudie bringt Sierau ins Gespräch. Das Land hat in seinem Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren auch ein Unterstützungspaket „Einzelhandels-Großunternehmen“. Damit können Mittel für solche Studien beantragt werden, um Perspektiven für die Kaufhof-Immobilie zu entwickeln. 

Denn klar ist nur eins: Musterlösungen oder Ideen von der Stange gibt es nicht. „Wir stehen vor riesigen Herausforderungen und Veränderungen. Dortmund steht dabei noch gut da mit seiner attraktiven City“, betont Markus Kaluza (Handelsverband).

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„Insgesamt erleben wir durch Corona einen beschleunigten Strukturwandel in den Einkaufsmeilen. Es bleibt nicht beim Thema Galleria Karstadt Kaufhof“, ist sich Wirtschaftsförderer Thomas Westphal sicher. Daher müssten die bestehenden Konzepte und Masterpläne angepasst und modifiziert werden. 

 „Mit unseren Projekten wollen wir einen wichtigen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten. Die Stadt Dortmund begegnet uns als offener Partner“, betont Timo Herzberg, Deutschland-Chef der Signa Real Estate. „Die Mitwirkung der Kommune ist bei der angestrebten Nutzungsänderung ein wertvolles Gut und bestärkt uns, mit Nachdruck in den Umnutzungsprozess einzusteigen.“

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Außerdem braucht es – auch da sind sich alle Beteiligten einig – ein Umdenken auf Seiten der Immobilienbesitzer*innen. Denn die Zeiten, wo sich ein Gebäude durch horrende Mieten im Erdgeschoss finanziert, scheinen vorbei. Die massiv gestiegenen Mietpreise haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass zunehmend nur noch Filialisten in den teuren Lagen sind. 

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Inhabergeführter Einzelhandel könne sich die Mieten nicht leisten, so Westphal. Daher müsse man dazu übergehen, die Kalkulationen zu verändern – die Lasten müssten sich verteilen und auch die oberen Stockwerke stärker zur Finanzierung der Gebäude beitragen, wenn man überhaupt noch stationären Einzelhandel halten und möglich machen wolle. 

Im Kaufhof-Gebäude könnte vielleicht ein Umdenken beginnen. Denn auf einem Teil der Fläche – so zumindest die Idee – könnten sich innovative Start-Ups aus dem Einzelhandel verwirklichen. Denkbar wäre ein Wettbewerb, deren Gewinner sich dann ein Jahr lang kostenlos auf einer Teilfläche versuchen und verwirklichen können – in bester 1A-Lage, betont der Wirtschaftsförderer.

In der Immobilie sollen dann kleinteiligere Nutzungen für Handel, Gastronomie, Kultur und Unterhaltung Raum finden. An einen großen Händler, der die Immobilie übernimmt, glaubt man nicht.  

Karstadt/Kaufhof

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„Kombiniert mit anderen Sachen könnten wir spannendere Möglichkeiten schaffen, die Menschen ansprechen. Das müssen wir gemeinsam entwickeln. Dabei dürfen wir uns nicht nur auf dieses Gebäude fokussieren, sondern in den nächsten Jahren auch über andere Standorte sprechen“, ist sich Westphal sicher. Schlagworte wie Nachhaltigkeit, Fairtrade, Gründungs-Inkubator und Raum für neue Ideen waren Schlagworte mit Blick auf die neuen Nutzungen.

Die verbliebenen Kaufhof-Beschäftigten machen sich daher offenbar wenig Hoffnungen, dort eine neue Arbeit zu finden, machte Betriebsrätin Martina Regens deutlich. Einige Jüngere hätten zwar bereits neue Jobs gefunden. Doch der überwiegende Teil der Beschäftigten seien Lebensältere. Sie müssen den Betrieb nun abwickeln.

Ihre Perspektiven sind derzeit (noch nicht ) rosig: 45 Kaufhof-Beschäftigte haben sich entschieden und das Angebot angenommen, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Doch fast genauso viele treten den Weg in die Arbeitslosigkeit an, berichtet Betriebsrätin Monika Regens.

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