Schau dir die besten Oscars Deutsche ZeitMomente an du wirst es nicht bereuen
Drei große Oscar-Momente (von links): Lady Gaga und Bradley Cooper im Duett (2019), Halle Berrys Dankesrede (2002) und ein vollauf begeisterter Roberto Benigni (1999).Foto: AFP/AP/Imago
Los Angeles - Die Nacht der Nächte. Der wichtigste Filmpreis der Welt. Bei den Academy Awards, landläufig Oscars genannt, braucht man mit Superlativen nicht zu sparen. Es ist der Abend, auf den die komplette Filmbranche ein Jahr lang hinarbeitet, wo cineastische Höchstleistungen gewürdigt und Stars unsterblich werden.
Sicher mag es manchmal so wirken, als kreise da eine Hollywood-Elite um sich selbst, feiere die ihren und schere sich wenig um die Welt da draußen. Aber neidlos muss man eingestehen, dass die Academy weiß, wie man Momente kreiert, die die Zeiten überdauern und auch noch Jahre später für Gänsehaut sorgen.
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Die Weltpremiere des Südstaatenepos „Vom Winde verweht“ hatte sie wegen ihrer Hautfarbe nicht besuchen dürfen. Umso eine größere Genugtuung dürfte es für Hattie McDaniel gewesen sein, dass sie für ihre Darstellung von Scarlett O’Haras Amme „Mammy“ den Oscar für die besten Nebenrolle gewann. Doch weit ging die Gleichberechtigung im Hollywood der 40er Jahre nicht: McDaniel musste bei den Academy Awards an einem Tisch am äußersten Ende des Raumes sitzen.
Ein Anfang war mit Hattie McDaniels Oscarsieg gemacht, doch es sollte 24 Jahre dauern, bevor mit Sydney Poitier ein afroamerikanerischer Schauspieler den Goldmann für die beste Hauptrolle bekam. Seine Darstellung eines schwarzen Arbeiters auf der Farm weißer Nonnen in „Lilien auf dem Felde“ überzeugte die Jury. Er habe „einen langen Weg“ hinter sich, der zu diesem Moment geführt habe, umschrieb Poitier in seiner Dankesrede diplomatisch die Hindernisse, die schwarze Schauspieler zu überwinden hatten. Poitier gilt heute als Wegbereiter für schwarze Filmstars wie Denzel Washington, Idris Elba oder Morgan Freeman.
Auch das gab es in der Geschichte der Oscars: einen Gleichstand. 1969 traf es Barbra Streisand und Katherine Hepburn. Beide Schauspielerinnen bekamen in der Kategorie beste Hauptdarstellerin genau gleich viele Stimmen. Streisand für „Funny Girl“, Hepburn für „Der Löwe im Winter“. Losen? Nicht mit der Academy. Beide Schauspielerinnen bekamen einen Oscar – allerdings war nur Streisand da, um ihn entgegenzunehmen. In einer für damalige Zeiten schockierend durchsichtigen Abendrobe.
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Zwölf Minuten dauerte der Applaus, als Charlie Chaplin 1972 von der Academy mit dem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Sichtlich bewegt nahm der Superstar der Stummfilmzeit die Wertschätzung seiner Hollywood-Kollegen entgegen: „Oh, Sie sind wunderbare, süße Leute.“ Dann griff Chaplin zu den Accessoires, die ihn zur unsterblichen Ikone gemacht hatten, Stock und Melone, und ging ab.
Für seine Darstellung im Mafia-Epos „Der Pate“ sollte Marlon Brando einen Oscar bekommen. Doch er boykottierte die Preisverleihung, um gegen die Behandlung und Darstellung der amerikanischen Ureinwohner in Film und Fernsehen zu demonstrieren. Stattdessen schickte er die Apache-Indianerin und Aktivistin Sacheen Littlefeather auf die Bühne – mit dieser explosiven politischen Botschaft: “Preise sollten in diesem Land nicht entgegengenommen werden, bis sich die Lebensbedingungen der amerikanischen Indianer drastisch verbessert haben.“
Nein, nicht Shirley Temple war die jüngste Oscar-Preisträgerin aller Zeiten. Der Kinderstar schlechthin wurde 1935 mit nur sechs Jahren zwar von der Academy ausgezeichnet – allerdings „nur“ mit dem Juvenile Award, einer Art Kinder-Oscar. Dieser Preis wurde 1961 eingestellt. Und damit ist Tatum O’Neal der jüngste Mensch, der jemals mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Den Goldmann bekam sie 1973 für ihre Nebenrolle in „Paper Moon“ an der Seite ihres Vaters Ryan. In einem niedlichen Mini-Smoking und mit einem seltsamen Jungen-Haarschnitt betrat die Zehnjährige die Bühne – und hielt die vermutlich kürzeste Dankesrede aller Zeiten. Glücklich machte der Preis Tatum O’Neal nicht: Die Schauspielerin kämpfte lange mit ihrer Drogensucht.
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Bei diesen Academy Awards war der Oscar nicht der einzige nackte Mann auf der Bühne. Schauspieler David Niven wollte gerade den Preis für den besten Film verkünden, da rannte plötzlich ein junger Mann durchs Bild – der nichts anderes trug als einen Schnauzer. Niven, ganz britischer Gentleman, lächelte amüsiert. Der Flitzer mit dem Namen Robert Opel durfte hinterher sogar im „Press Room“ Interviews geben.
Sprachlos – die elfjährige Schauspielerin Anna Paquin bekam wirklich zunächst kein Wort über die Lippen, als sie für ihre Darstellung in „Das Piano“ 1994 mit dem Oscar für die beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde. Auch 25 Jahre später ist es zauberhaft, ihr dabei zuzusehen, wie sie nach Worten sucht – und sie dann zu sprudeln beginnen.
Cuba Gooding Jr. war wirklich überwältigt, als er für „Jerry Maguire“ 1997 den Oscar für die beste Nebenrolle bekam – und offenbar entschlossen, das meiste aus seiner Redezeit zu machen. So ließ er sich von der einsetzenden Orchestermusik nicht irritieren. Der Schauspieler ist vermutlich der einzige Preisträger, der das Orchester von der Bühne spielte – und nicht umgekehrt. Am Ende sprang er glückstrunken von der Bühne.
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Matt wer? Ben wiewardasnoch? 1997 wussten nur wenige, wer die beiden jungen Männer aus Boston waren, die den Oscar für das beste Drehbuch gewannen. Jahrelang hatten sie Produzenten mit dem Manuskript für „Good Will Hunting“ abgeklappert. Nach den Oscars hob ihre Karriere ab – heute gehören Matt Damon und Ben Affleck zur absoluten A-Riege Hollywoods. Es ist noch immer rührend zu sehen, wie sie es kaum fassen konnten, dass sie einen Oscar in ihren Händen halten.
In über 90 Jahren Oscar-Geschichte hat sich vermutlich nie jemand mehr über seinen Goldjungen gefreut als der italienische Regisseur und Schauspieler Roberto Benigni. Der zeigte Hollywood 1999, wie italienische Lebensfreude aussieht. Sein Holocaust-Meisterwerk „Das Leben ist schön“ sahnte gleich drei Oscars ab. Als seine Landsfrau Sophia Loren „Roberto“ in den Saal rief, sprang Benigni über die Stuhllehne seines Vordermanns zur Bühne und hüpfte die Stufen hoch. Auch wenn vermutlich kaum einer im Saal seine Rede im schönsten Italo-Englisch vollständig verstand: Schöner kann man sich nicht freuen.
Ihre Schauspielleistung in „Monster’s Ball“ war unvergesslich – noch unvergesslicher aber war die Rede, die Halle Berry hielt, als sie mit dem Oscar für die beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde. Bis heute ist sie die einzige schwarze Schauspielerin, die jemals in dieser Kategorie gewann. Außer sich vor Freude konnte sie lange nur „Oh my God“ schluchzen. Doch dann legte Halle Berry los: „Dieser Moment ist so viel größer als ich. Dieser Preis ist für jede namenlose, gesichtslose Frau anderer Hautfarbe, die jetzt eine Chance hat, weil heute Nacht eine Tür aufgestoßen wurde.“
Heaven Can Wait (1943)
Diese Ehrung bricht einem das Herz – wieder und wieder: Ein Jahr nach seinem tragischen Drogentod wird der australische Schauspieler Heath Ledger posthum der Oscar für seine Nebenrolle in „The Dark Knight“ verliehen. Den Preis nahm stellvertretend seine Familie entgegen. „Heath“, sagte seine Schwester Kate, „wir würden uns so wünschen, du wärst hier, aber wir nehmen diesen Preis für deine wunderbare Matilda an.“ Heath Ledgers und Michelle Williams Tochter Matilda war damals erst drei Jahre alt.
Was ist das Schlimmste, was einem bei der Oscar-Verleihung passieren kann? Man geht leer aus. Man gewinnt – hat aber einen riesigen Rotweinfleck auf dem Kleid. Oder: Man fällt auf dem Weg auf die Bühne. So geschehen Jennifer Lawrence, als sie 2013 den Preis für die beste Hauptdarstellerin erhielt. Sie stolperte über ihre üppige Robe – und rettete sich mit einer charmanten Bemerkung: „Danke. Sie stehen nur auf, weil ich gefallen bin. Das ist echt peinlich.“ Eleganter als Lawrence dahinsank, kann man aber vermutlich kaum fallen.
Sechs Mal war er nominiert, fünf Mal ging er leer aus: Doch 2016 war das Jahr des Leonardo DiCaprio. Für „The Revenant“ bekam der Schauspieler den ersten Oscar seiner langen Karriere – 22 Jahre nachdem er das erste Mal nominiert war. Seine lang ersehnten zwei Minuten am Oscar-Mikro nutzte der Aktivist – für einen emotionalen Appell für mehr Engagement im Kampf gegen den Klimawandel.
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Cast und Crew von „La La Land“ lagen sich in den Armen und feierten den Oscar für den besten Film, da ging den Organisatoren des Filmpreises auf, dass sie einen fatalen Fehler gemacht hatten. Nicht Damien Chazelles Musikfilm, sondern das Drama „Moonlight“ ist der beste Film des Jahres. Den Laudatoren Faye Dunaway und Warren Beatty war der falsche Umschlag gereicht worden. „La La Land“-Produzent Jordan Horowitz zeigte wahre Größe und rief die echten Gewinner auf die Bühne: „Moonlight, Ihr habt gewonnen. Kommt hoch.“
„Ich habe einiges zu sagen.“ Frances McDormand war fest entschlossen, ihre zwei Minuten Dankesrede für den Oscar als beste Hauptdarstellerin für “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ zu nutzen: “An alle weiblichen Nominierten: Steht bitte mit mir auf“, forderte die 60-Jährige die Anwesenden auf. Und hielt eine flammende Rede für mehr Gleichberechtigung im immer noch männerdominierten Hollywood: „Schauen Sie sich um, wir alle haben Geschichten zu erzählen und Projekte, die finanziert werden wollen.“
War das jetzt gespielt? Oder waren echte Gefühle dabei, als Lady Gaga und Bradley Cooper ihr Duett „Shallow“ aus dem Film „A Star Is Born“ bei den Oscars zum Besten gaben? So tief sahen sie sich in die Augen, dass die Chemie zwischen den beiden beinahe mit Händen zu greifen war. Ihre Verlobung mit Christian Carino hatte Lady Gaga da schon gelöst, bald darauf war auch zwischen Cooper und Irina Shayk alles aus. Bis heute wissen wir nicht, wie viel echt war am Oscarabend.
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